Die Geschichte der Polyvagaltheorie

die Polyvagaltheorie

Einführung

Die Polyvagaltheorie ist eine bahnbrechende wissenschaftliche Theorie, die unser Verständnis des autonomen Nervensystems (ANS) und seiner Rolle in der menschlichen Physiologie und Psychologie revolutioniert hat. Entwickelt von Dr. Stephen Porges in den 1990er Jahren, bietet die Polyvagaltheorie neue Einsichten in die Funktionsweise des Vagusnervs, der entscheidend für die Regulierung von Stress, sozialen Bindungen und emotionaler Reaktivität ist. Diese Theorie hat nicht nur unser Verständnis von Stress und Trauma vertieft, sondern auch neue Wege für therapeutische Ansätze eröffnet, insbesondere in der Traumatherapie und der Psychotherapie. Um die Bedeutung der Polyvagaltheorie voll zu erfassen, ist es wichtig, ihre Entstehungsgeschichte und die wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen sie aufbaut, zu verstehen.

Die Ursprünge: Grundlagen des autonomen Nervensystems

Das autonome Nervensystem (ANS) spielt eine zentrale Rolle in der Regulation lebenswichtiger Funktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung. Es besteht aus zwei Hauptzweigen: dem Sympathikus, der für die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion verantwortlich ist, und dem Parasympathikus, der die „Ruhe- und Verdauungsreaktion“ fördert. Innerhalb des Parasympathikus nimmt der Vagusnerv eine besondere Stellung ein. Der Vagusnerv, auch als „Wandernerv“ bekannt, erstreckt sich vom Hirnstamm bis in den Bauchraum und innerviert zahlreiche Organe. Er ist entscheidend für die Regulierung des Herzschlags, der Verdauung und vieler anderer unwillkürlicher Körperfunktionen.

Die Polyvagaltheorie baut auf dem Verständnis dieser grundlegenden Funktionen des ANS auf, geht aber einen Schritt weiter, indem sie erklärt, wie der Vagusnerv soziale Interaktionen und emotionale Reaktionen beeinflusst. Bevor die Polyvagaltheorie formuliert wurde, wurde das ANS oft als einfaches Zwei-Wege-System betrachtet, bei dem der Sympathikus und der Parasympathikus in Opposition zueinander stehen. Die Entdeckungen von Dr. Stephen Porges haben jedoch gezeigt, dass dieses System weitaus komplexer ist und mehrere hierarchisch organisierte Zustände umfasst.

Dr. Stephen Porges und die Entwicklung der Polyvagaltheorie

Dr. Stephen Porges ist ein renommierter Neurowissenschaftler und Psychologe, der sich auf die Erforschung des autonomen Nervensystems spezialisiert hat. Porges begann seine Karriere in den 1970er Jahren mit der Untersuchung der Herzfrequenzvariabilität und deren Zusammenhang mit emotionaler und physiologischer Gesundheit. Während seiner Forschungen stellte er fest, dass die herkömmlichen Modelle des ANS nicht ausreichten, um die komplexen physiologischen Reaktionen auf soziale und emotionale Reize zu erklären. Dies führte ihn dazu, die Polyvagaltheorie zu entwickeln.

Die Motivation hinter der Polyvagaltheorie war es, ein tieferes Verständnis für die Rolle des Vagusnervs in sozialen Bindungen und emotionaler Regulation zu gewinnen. Dr. Porges erkannte, dass der Vagusnerv nicht nur eine Rolle bei der Steuerung der grundlegenden Körperfunktionen spielt, sondern auch entscheidend dafür ist, wie Menschen auf Stress und soziale Interaktionen reagieren. Die Polyvagaltheorie wurde erstmals in den 1990er Jahren veröffentlicht und fand schnell Beachtung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, insbesondere in den Bereichen Psychologie, Neurowissenschaft und Traumatherapie.

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Kristin Seidenzahl

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18. August 2024
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